Unternehmenssteuerung – Meine Kennzahlen fest im Blick

Teilzeit als Trend – Wie Apotheken ihren Arbeitsalltag neu organisieren müssen

Teilzeitarbeit prägt den Arbeitsmarkt der Apotheken stärker denn je und die klassische Vollzeitbeschäftigung ist in der Offizin auf dem Rückzug. Was Sie über die Neuorganisation des Arbeitsalltags Ihrer Apotheken wissen müssen.

18. Dezember 2025
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Teilzeit ist für Mitarbeitende oft ein Gewinn an Lebensqualität, verschärft für viele Betriebe den ohnehin bestehenden Personalmangel – und zwingt Apotheken zu einer Neuordnung ihrer Arbeitsorganisation. Doch all das wirft Fragen auf, und zwar zu Recht. Mit Blick auf die aktuelle Studie »Apothekenmonitor 2025« der Treuhand Hannover erklärt unser Experte, wie Sie Ihre Apotheke zukunftsfähig machen können.

Vollzeit? Nicht mal bei den Jüngsten verbreitet

Die Daten der Studie sprechen eine klare Sprache, denn selbst in der jüngsten Altersgruppe – den unter 30-Jährigen – arbeitet nur etwa die Hälfte des Apothekenpersonals in Vollzeit (38 – 40 Wochenstunden). Mit zunehmendem Alter sinkt diese Quote drastisch. Ab 40 Jahren arbeitet zum Beispiel nur noch rund jeder Fünfte in Vollzeit. Die Botschaft: Teilzeit wird zum Standard – und das über alle Berufsgruppen hinweg.

Die Grafik zeigt die zweite Dimension des Problems: die tatsächliche Arbeitszeit. Die Durchschnittsarbeitsstunden pro Woche sinken kontinuierlich mit dem Alter. So arbeiten die Fachkräfte über 61 Jahre im Schnitt fast 40 Prozent weniger als die jüngsten Teammitglieder. Besonders brisant dabei ist, dass gerade diese erfahrenen Mitarbeitenden für viele Apotheken das Rückgrat im HV, in der Rezeptur oder in der Beratung komplexer Fälle sind.

Teilzeit – Problem oder Lösungsansatz?

Diese Entwicklung ist kein Ausrutscher, sondern ein Trend. Die jüngeren Generationen priorisieren zunehmend ihre Work-Life-Balance. Bei den älteren Teammitgliedern verhindern familiäre Verpflichtungen oder gesundheitliche Bedürfnisse ein längeres Engagement. Damit wächst der organisatorische Druck auf die Apothekenleitungen, Dienstpläne werden komplexer und Personalengpässe häufiger.

Aus betrieblicher Sicht verschärft die hohe Teilzeitquote also den Personalmangel. Doch gleichzeitig haben die Entwicklungen auch eine positive Seite, denn Teilzeit und Arbeitszeitsouveränität trägt erheblich zur Zufriedenheit in der Apotheke bei. Diese Flexibilität ist für viele Beschäftigte der zentrale Grund, warum sie dem Berufsbild treu bleiben. Die Apothekenleitung steht damit vor einem Spagat. Zu viel Teilzeit führt zu personellen Engpässen, erhöhtem Koordinationsaufwand und höheren Kosten. Zu wenig Flexibilität führt zu Unzufriedenheit, Kündigungen oder geringerer Bindung ans Unternehmen.

Was Apotheken jetzt tun müssen

In unserer Studie formulieren wir einen klaren Impuls: Apotheken sollten aktiv und wertschätzend mit ihren Teilzeitkräften sprechen. »Was braucht es, damit du mehr Stunden arbeiten kannst oder möchtest?« ist dabei eine zentrale Frage. Denn schon eine moderate Erhöhung individueller Arbeitszeiten könnte den Personalengpass mancherorts spürbar entschärfen. Dazu gehört auch, Dienstplanung nicht »von oben herab« zu organisieren, sondern gemeinsam im Team nach praktikablen Lösungen zu suchen.

Dabei stellt die Studie keine düsteren Prognosen, sondern liefert konkrete Handlungsansätze:

  1. Dienstplanung modernisieren: Digitale Tools und transparente Abstimmungsprozesse können den Aufwand reduzieren sowie die Planbarkeit für alle Beteiligten verbessern.
  2. Flexibilität gerne ermöglichen: Teilzeitarbeit sollte nicht als Störfaktor gesehen werden, sondern als Chance für eine moderne Arbeitskultur.
  3. Ältere Mitarbeitende halten – und entlasten: Reduzierte Arbeitszeiten im höheren Alter sind realistisch und nachvollziehbar. Maßnahmen wie Aufgabenrotation, ergonomische Arbeitsplätze sowie gezielte Wertschätzung fördern die Bindung.
  4. Teilzeitkräfte gezielt ansprechen: Beschäftigte wären bereit, mehr Stunden zu arbeiten – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

So machen Sie Ihre Apotheke zukunftsfähig

Teilzeitarbeit ist längst Teil der DNA des Apothekenmarkts. Sie sorgt für Zufriedenheit und Work-Life-Balance, stellt die Betriebe aber vor große organisatorische Herausforderungen. Es braucht keine Rückkehr zur Vollzeitkultur, sondern intelligente Dienstplanung, offene Kommunikation und flexible Strukturen. Nur dann können Apothekenteams zusammenhalten – und am Ende auch ihre Patienten zuverlässig versorgen. Je besser eine Apotheke diesen Wandel gestaltet, desto zukunftsfähiger ist sie.