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Die hohe Inflation und ihre Auswirkungen auf Apotheken

Was hat es mit der Inflation auf sich? Welche Auswirkungen hat sie und wie kann sie gesteuert werden? Diese und noch mehr Fragen beantwortet Diplom-Ökonom Guido Michels.

10. Januar 2023
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Ob Brot beim Bäcker, Milch im Supermarkt oder Benzin an der Tankstelle – sehr viele Güter und Dienstleistungen sind aufgrund der Inflation teurer geworden. Doch was ist »Inflation« überhaupt? Welche negativen Konsequenzen hat sie? Worin besteht die Problematik für Apotheken? Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Fakten zusammen.

Was ist Inflation?

Inflation, auch Preissteigerungsrate oder Teuerung genannt, bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum. Es existieren verschiedene Messzahlen, die über die Höhe der Preissteigerungen Auskunft geben. Am geläufigsten ist der Verbraucherpreisindex. Bei diesem Index ermittelt das Statistische Bundesamt jeden Monat das Preisniveau für etwa 650 Waren und Dienstleistungen. Berücksichtigt werden die Preise von …

  • Gütern des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel,
  • langlebigen Gebrauchsgütern wie Autos,
  • Dienstleistungen wie Friseurbesuch oder Versicherungen und
  • Mieten.

Die Veränderung der Preise im Warenkorb zum Vorjahresmonat wird als Inflationsrate bezeichnet.

Wo liegt die Inflationsrate derzeit?

Im Oktober 2022 lag die Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat bei 10,4 Prozent. Das bedeutet, dass innerhalb eines Jahres alle Güter im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent teurer geworden sind. Wie die Grafik zeigt, ist dies der höchste Wert seit vielen Jahren.

Wodurch entsteht die Inflation?

Preise entstehen durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Die Inflation entsteht bei einem Ungleichgewicht der folgenden beiden Faktoren:

  • Wenn Verbraucher mehr Güter kaufen wollen, als hergestellt werden können, erhöhen die Hersteller die Preise. Die Inflation entsteht aufgrund eines Nachfrageüberschusses.
  • Wenn Hersteller mehr Geld für Löhne oder Vorprodukte ausgeben müssen, erhöhen sie die Preise. Die Inflation entsteht aufgrund des Kostendrucks.

Die derzeitige Inflation ist auf den zweiten Punkt zurückzuführen, vor allem auf die Kostensteigerungen bei Energieträgern.

Wie kann man die Inflation steuern?

Das wichtigste Steuerungsins­trument für die Inflation besitzt die Zentralbank. Denn sie regelt die Geldpolitik, die Einfluss auf Geldmenge sowie Zinsen hat. So sorgt zum Beispiel eine Zinserhöhung dafür, dass Verbraucher mehr sparen und Unternehmen weniger investieren. Dies mindert die Nachfrage und damit auch die Preisentwicklung – aber mit dem Risiko, dass es den Unternehmen schlechter geht. Auch die Wirtschaftspolitik der Regierung hat Einfluss, genauso wie die Lohnabschlüsse zwischen Unternehmen sowie Gewerkschaften. Ein Beispiel dafür ist die derzeit von der Bundesregierung eingeführte »Inflationsausgleichsprämie«. Sie soll zum einen der Bevölke­rung »mehr netto vom brutto«, also mehr Kaufkraft, zur Verfügung stellen. Zum anderen soll sie verhindern, dass sich die Inflation durch hohe Lohnabschlüsse weiter anheizt.

Welche Folgen hat eine hohe Inflation?

Inflation ist ein ständiger Bestandteil unseres Wirtschaftssystems. Steigende Preise sind sogar normal. Denn Unternehmen müssen Gewinne erzielen, um zu investieren und neue Produkte zu entwickeln, außerdem wollen die Angestellten mehr verdienen.

Eine hohe Inflation, die wie jetzt durch einen plötzlichen Schock entsteht, ist aber problematisch. Solange die Einkommen der Menschen nicht steigen, können sie weniger Waren sowie Dienstleistungen kaufen beziehungsweise in Anspruch nehmen und weniger Ersparnis bilden. Die Kaufkraft sowie die Nachfrage nehmen ab, Unternehmen können weniger absetzen und dadurch in Schwierigkeiten geraten. Steigen die Löhne entsprechend an, gibt es die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Denn die Firmen werden den höheren Kosten wiederum mit Preissteigerungen begegnen. Auch Sparer verlieren: Wer Geld zu einem Zinssatz anlegt, der unter der Inflationsrate liegt, vermehrt zwar nominell sein Geld, kann sich aber in Zukunft weniger dafür kaufen.